Das richtige Füllwasser für Ihre Heizungsanlage?

Die Heizkörper gluckern und werden nicht richtig warm. Das liegt oft daran, dass sich nicht ausreichend Wasser im System befindet. Hausbesitzer haben dann in der Vergangenheit gerne mit Trinkwasser selbst nachgefüllt. So ist das aus guten Gründen nicht mehr erlaubt. Denn was sich im ersten Gedanken gut anhört, entpuppt sich schnell als schwerwiegender Fehler.

Trinkwasser ist unser wichtigstes Lebensmittel. Es ist besonders geschützt. Bis zum Hausanschluss stehen die Wasserwerke für die einwandfreie Qualität. Danach ist der Hausbesitzer dafür verantwortlich. Aus alten Leitungen können Schadstoffe ins Wasser gelangen. In nicht mehr genutzten Leitungssträngen, die noch mit der Anlage verbunden sind, können sich Keime in hohem Maße vermehren. Auch von Außen können Krankheitserreger oder andere schädliche Stoffe ins Trinkwasser gelangen. So zum Beispiel durch Rückfluss, wenn die Entnahmestelle für die Gartenbewässerung nicht ordnungsgemäß installiert ist oder wenn bei der Heizungsbefüllung das Trinkwassernetz nicht fachmännisch abgetrennt wird. Die Änderung der Trinkwasserverordnung (TrinkwV) verbessert den Schutz der Verbraucher. Sie nimmt dazu aber die Betreiber von Trinkwasser-Installationen und Hauseigentümer in die Pflicht. Um auf der sicheren Seite zu sein, sollten deshalb Hausbesitzer kompetente Fachbetriebe zu Rate ziehen, Diese gewährleisten, dass so genannte Systemtrenner an den relevanten Stellen der Anlage eingebaut werden.

Qualität des Heizungswassers

Auch sorgen Fachbetriebe dafür, dass das Heizungswasser den technischen Regeln entspricht. Die VDI 2035 Teil 1 macht zum Beispiel zur Vermeidung von Schäden Härtevorgaben für das Füllwasser. Wird Leitungswasser für die Anlagenbefüllung verwendet, können die Garantien der Hersteller erlöschen. Diese nehmen in der Regel Bezug auf die VDI-Richtlinie.

Ablagerungen und Inkrustationen sowie Steinbildung und Korrosion führen in Wärmeerzeugern, Wärmeübertragern und Wärmeverteilnetzen von Heizungsanlagen häufig zu Problemen. Neben Ablagerungen muss vor allem Korrosion vermieden werden. Größen, wie der Gehalt an Sauerstoff und Kohlendioxid, der pH-Wert und die Leitfähigkeit (Salzgehalt), spielen in Bezug auf Korrosionserscheinungen im Heizkreislauf eine Rolle. Die Technische Regel VDI 2035 Teil 1 hat zur Vermeidung von Schäden in Trinkwassererwärmungs- und Warmwasser-Heizungsanlagen aus diesem Grund Härtevorgaben für das Füllwasser in Abhängigkeit des Wasservolumens zur Kesselleistung vorgegeben. Technische Maßnahmen, wie die Entsalzung und Enthärtung, werden als Wasseraufbereitung nach VDI 2035 Teil 2 bezeichnet.

Die Technische Regel VDI 2035, Blatt 1 und Blatt 2, legt die Anforderung an den Planer, an den Installateur und an die Betreiber zur Verhütung von Stein- / Korrosionsschäden und Ablagerungen in geschlossenen Heizungskreisläufen fest. Sie ist für neue Anlagen, die mit Heizkessel beziehungsweise Wärmeübertrager beheizt werden, anzuwenden und dokumentiert den Stand der Technik. Die Planer und Installateure haben in einem Anlagenbuch sämtliche relevanten Planungsdaten und Betriebsparameter zu dokumentieren. Dies sind nach VDI 2035, Blatt 1 Nr. 3.4.2 und VDI 2035, Blatt 2 Nr. 8.2:

• Anlagenvolumen
• Gesamtheizleistung
• bei Mehrkesselanlagen auch die Einzelheizleistungen
• zugrunde gelegte Füll- und Ergänzungswassermenge während der Lebensdauer der Anlage
• Zusätze zur Wasserbehandlung (Art und Menge)
• Beurteilung der Wasserqualität
• Auswahl der Art und Dimensionierung der Druckhaltung
• Auswahl der Werkstoffe
• pH-Wert
• Leitfähigkeit

Das Anlagenbuch ist dem Betreiber zu übergeben. Der Betreiber ist für das Ein halten der VDI 2035 verantwortlich. Eine Überprüfung muss in regelmäßigen Abständen (mindestens einmal jährlich) erfolgen. Wurde dem Betreiber kein Anlagenbuch übergeben (nach VDI 2035, Blatt 2, Anhang C), haftet im Schadensfall der Planer beziehungsweise Installateur für die gesamte Lebensdauer der Anlage. Man geht davon aus, dass dann keine richtige Wasserbehandlung nach VDI 2035 durchgeführt wurde. Die Richtlinie gilt für Anlagen mit einer Vorlauftemperatur von unter 100 ° C.

Steinbildung:
Die Steinbildung und die Verhinderung der Steinbildung werden in VDI 2035, Blatt 1, beschrieben. Inhaltsstoffe im Wasser können zur Steinbildung führen. Dafür verantwortlich sind die Härtebildner des Wassers, das heißt, die Calcium- und Magnesium – Mit einer Vollentsalzungspatrone kann der Installateur bequem alle Mineralien und Salze aus dem Leitungswasser entfernen, mit dem die Heizungsanlage befüllt wird. Je nach Verbrauch kann eine Patrone auch für mehrere Anlagen eingesetzt werden.

Kalk:
Der Vorgang geschieht im Wärmeübertrager des Wärmeerzeugers. Die Wassersteinbildung hängt von der Gesamthärte, beziehungsweise von der Carbonathärte und der Leistung des Heizkessels ab. Die VDI 2035, Blatt 1, trägt auch dem Wasservolumen Rechnung. Der spezifische Wasserinhalt einer Anlage richtet sich nach der kleinsten Heizleistung im System. Bei früheren großen Heizkesseln spielte dies keine entscheidende Rolle, aber bei den modernen Wärmeerzeugern oder Elektro-Durchlauferhitzern sind die in folgender Tabelle aufgeführten Richtwerte zu berücksichtigen (Tabelle 1). Die Grenzwerte gewinnen an Bedeutung, wenn man sich vor Augen führt, dass die meisten Gebäude mit hartem Trinkwasser (>12 ° dH) betrieben werden und die EnEV 2009 den Einsatz erneuerbarer Energien vorschreibt. Weiterhin werden Niedrigtemperatur-Heizungen, zum Beispiel Fußbodenheizungen, verwandt, die einen Pufferspeicher benötigen, und somit ein erhöhtes Volumen haben.
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Beispiel 1:
Eine Heizungsanlage hat im Originalzustand 300 Liter. Die Heizleistung beträgt 18 kW. Das spezifische Anlagevolumen beträgt 17 l/kW. Die höchst zulässige Wasserhärte beträgt in diesem Fall <16,8 ° dH. Es wird eine thermische Solaranlage eingebunden (Pufferspeicher) 1.000 l. Das Volumen der Anlage beträgt nun 1.300 l. Das spezifische Anlagevolumen verändert sich auf ca. 72 l / kW. Die zulässige Wasserhärte beträgt nun < 0,11 ° dH

Eine Behandlung des Wassers ist unumgänglich.
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Beispiel 2:
Eine Heizungsanlage hat im Originalzustand 300 Liter. Die Heizleistung beträgt 18 kW. Das spezifische Anlagevolumen beträgt 17 l/kW. Die höchst zulässige Wasserhärte beträgt in diesem Fall <16,8°dH. Die Anlage wird in 67354 Römerberg (Raum Speyer) installiert. Die regionalen Wasserhärten liegen größtenteils über 16,9°dH. Gemessen wurden 19°dH.

Eine Behandlung des Wassers ist unumgänglich.

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Beispiel 3:
Eine Heizungsanlage hat im Originalzustand 300 Liter. Die Heizleistung beträgt 18 kW. Das spezifische Anlagevolumen beträgt 17 l/kW. Die höchst zulässige Wasserhärte beträgt in diesem Fall <16,8°dH. Die Anlage wird in Neustadt an der Weinstraße installiert. Die regionalen Wasserhärten liegen größtenteils bei 6°dH. Gemessen wurden 5°dH.

Eine Behandlung des Wassers ist erforderlich, wenn der pH-Wert der VDI 2035 nicht eingehalten wird. Wird dieser eingehalten, ist das Wasser erneut nach 14 Tagen und 6-8 Wochen zu überprüfen. Sollten sich dann die Parameter verändert haben, ist eine Behandlung erforderlich. Sollten keine nachteiligen Veränderungen festgestellt werden, ist das Wasser jährlich zu überprüfen. Aus wirtschaftlicher Sicht macht es keinen Sinn, normales Trinkwasser – selbst wenn zulässig – einzufüllen.

Eine Behandlungsmöglichkeit ist beispielsweise eine Vollentsalzung des Füllwassers in Kombination mit der Zugabe eines Stabilisators.

Hauseigener Versuch des Sachverständigenbüro Kühlthau vom 08.10.2015

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Wir fassen die Folgen für das Füllen mit normalem Trinkwasser zusammen:

  • Massiver Verschleiß aller Bauteile – Korrosion
  • Massiver Energieverlust der Anlage
  • Hohe Störanfälligkeit
  • Erlöschen aller Gewährleistungen der Hersteller

 

Mehr Infos lesen Sie unter Bosy-Online

Langzeitversuch mit thermischem und mechanischem Einfluss und 3 Metallen: Bosy-Langzeittest

Praxisfälle des Sachverständigenbüro Kühlthau:

Kesselschaden durch falsches Füllwasser – Gommersheim

Kesselschaden durch falsches Füllwasser – Schifferstadt

Links: Vollentsalzt

Mitte: normales Trinkwasser aus Speyer, 14°dH

Rechts: Vollentsalzt mit Stabilisator

 

In der Praxis sind die Folgen weit gravierender! Hier erfolgte keine thermische oder mechanische Belastung. Auch ist hier nur Eisen vorhanden, in normalen Anlagen rund 20 Materialien. Die elektrochemische Korrosion spielt eine große Rolle!